Dieter's Fotografie-Blog

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Warum bearbeite ich Fotos

27.01.2018 / Dieter Bosli
Viele Fotografen betonen immer wieder, sie bearbeiten keine Fotos. Das sehe ich anders und bekenne mich offen zur Bearbeitung meiner Fotos. Was bedeutet für mich Fotobearbeitung, warum mache ich es und weshalb bin ich der Meinung es geht gar nicht ohne...
Warum fotografiere ich heute fast ausschliesslich im RAW-Format? Ich mache das, um die bestmöglichen Bildinformationen vom Fotosensor meiner Kamera zu bekommen. Aus meiner Sicht wäre es idiotisch, mit einer viele Tausend Franken teuren Kamera und einem ebenso teuren Objektiv Bilder einzufangen, um dann das Bild mit reduzierter Qualität abzuspeichern. Das RAW-Format enthält diejenigen Informationen, welche der Sensor beim Auslösen aufgenommen hat. Diese Informationen alleine ergeben aber noch kein sichtbares Bild.
Mobirise

Jeder einzelne Pixel des Sensors hat wärend der Verschluss durch die Auslösung offen war, eine bestimmte Lichtmenge aufgenommen. Damit nun diese Lichtmenge in Farbwerte umgewandelt werden kann, wurde über jeden Pixel ein Farbfilter gelegt, Grün, Rot oder Blau. Wobei auf einen roten und einen blauen Pixel zwei grüne Pixel kommen. Diese Filter sind im sogenanten Bayer-Muster (s. Bild) angeordnet. Somit repräsentieren die Lichtwerte also einenen grünen, roten oder blauen Farbanteil. Immer vier dieser Farbanteile können dann in einen Farbton umgerechnet werden.

Die Abstufung der Lichtmenge wird als 12- (4'095 Stufen) oder 14-bit (16'383 Stufen) Zahl aufgenommen. Meine Kameras sind immer auf 14-Bit Auflösung eingestellt, da damit wesentlich kleinere Nuancen abgespeichert werden können.

Da das Grün für das menschliche Auge einen grösseren Beitrag an die Helligkeits-Wahrnehmung, also an die Kontrast- und Schärfe-Wahrnehmung leistet, besteht das Bayer-Muster eben aus 50% Grünanteil und je 25% Rot- und Blauanteil. Wie nun die die Helligkeitswerte genau in Farbtöne verrechnet werden um ein möglichst realistisches Abbild der aufgenommenen Realität zu erzeugen ist jedoch wesentlich komplexer und bedarf einer gewissen Interpretation der Werte welche vom Sensor kommen. Das bedeutet also, um von den Informationen des Fotosensors zu einem Bild zu kommen, welches für uns Menschen sichtbar ist muss eine Interpretation der Informationen erfolgen. Oder anders gesagt, die Bearbeitung oder Entwicklung der Aufnahme hat bereits begonnen. Wenn wir also unsere Aufnahmen am Kameradisplay sehen wurden sie bereits bearbeitet. Wie dies geschah, wurde von irgendwelchen Ingenieuren definiert und auf einen durchschnittlichen Geschmack getrimmt. In der Kamera können wir dazu etliches einstellen. Fakt ist und bleibt, die Bildinformationen des Fotosensors wurden bereits interpretiert und das Bild damit bearbeitet.

Wird ein solches Bild dann auch noch im JPG-Format abgespeichert, werden die Bildinformationen deutlich reduziert und Komprimiert. Dabei gehen Bildinformationen unwiederbringlich verloren. Ich kaufe aber keine viele tausend Franken teuren Kameraausrüstung um dann Bildinformationen gleich wieder in die Tonne zu schmeissen. Und ich möchte die Interpretation der Bildinformationen selber so beeinflussen können, dass danach das Bild herauskommt, welches ich vor meinen Augen und in meiner Vorstellung gesehen habe. Also wird das Bild so oder so bearbeitet. Der einzige Unterschied besteht in der Frage, lasse ich andere darüber entscheiden wie mein Bild aussehen wird, oder bestimme ich das Aussehen meines Bildes. Und ich will dies selber machen. Andernfalls hätte es auch eine deutlich günstigere 0815 Kameraausrüstung getan.
Dieter Bosli